„Wir brauchen eine Lobby für das Wasser“

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Info-Veranstaltung der WMV mit reger Diskussion

Der Ahamer Bürgermeister Jens Herrnreiter begrüßte die rund 40 Gäste im Gasthof Lerchenhof in Aham, die der Einladung des Zweckverbands Wasserversorgung Mittlere Vils (WMV) gefolgt waren. Es ging rund um das Thema Trinkwasser und Trinkwasserqualität. Jens Herrnreiter und sein Gerzener Kollege Max Graf von Montgelas sowie Peter Eisgruber-Rauscher, Verbandsvorsitzender des WMV und erster Bürgermeister von Marklkofen und Werkleiter und Referent Markus Schmitz standen im Anschluss an die Informationsveranstaltung für Detailfragen der Bürger zur Verfügung.

Jens Herrnreiter hatte, nachdem er sich detaillierter mit dem Thema Trinkwasser beschäftigt hatte, Markus Schmitz gebeten, die Bevölkerung vor Ort über die Situation speziell in der eigenen Region zu informieren. In seinem Grußwort betonte Peter Eisgruber-Rauscher, wie wichtig es sei, dass das Trinkwasser auch in Zukunft in kommunaler Händen bleibe, da dies gewährleiste, dass Entscheidungen zu 100 Prozent im Sinne der Bürger gefällt werden, „da es Aufgabe der Kommunen ist, gemeinwohl- und nicht profitorientiert zu handeln.“

Neuer Werkleiter bei der Wasserversorgung Mittlere Vils

Danach übernahm Markus Schmitz, seit dem 1. Januar 2015 neuer Werkleiter der WMV und stellte sich kurz vor: Bevor Markus Schmitz, der in Steinberg aufgewachsen ist, die Nachfolge von Bernd König bei der WMV antrat, war er u.a. bei Brandt-Schokoladen im Qualitätsmanagement tätig und kümmerte sich anschließend als Verfahrens-Ingenieur um aseptische Getränkeabfüllung bei der internationalen Krones AG Neutraubling, wo er weltweite Erfahrungen auf allen fünf Kontinenten sammelte, bevor er als Trainer für neue (Ab)fülltechnologien an die Krones Akademie wechselte. Das Thema Qualität begleitet den neuen Werkleiter also bereits seit vielen Jahren. Neben der Qualität ist das Thema Transparenz für den neuen Mann an der Spitze der WMV ein wichtiger Aspekt seiner neuen Aufgabe: „Wir sind kein Privatunternehmen – es geht um die Wasserversorgung der Bürger, diesen sind wir verpflichtet. Daher haben die Bürger ein Recht auf Information.“

Wie alles vor fast 50 Jahren begann

Im Anschluss stellte Markus Schmitz den Anwesenden das WMV-Versorgungsgebiet vor und berichtete von den Anfängen in den 1960er Jahren: 1964 schlossen sich die noch selbständigen Gemeinden Griesbach, Poxau und Steinberg zum interkommunalen „Zweckverband der Wasserversorgung der Steinberg-Gruppe“ zusammen, um gemeinsam Wasser zu suchen. Kurz darauf schlossen sich auch die Gemeinden Gottfrieding und Englmannsberg an. Die Suche blieb allerdings ohne Erfolg. Doch etwa zur gleichen Zeit wurde in der Nachbargemeinde Aham ausreichend Wasser gefunden, worauf 1967 der „Zweckverband der Wasserversorgung der Aham-Steinberg-Gruppe“ als direkter Vorläufer des WMV gegründet wurde. Ihm gehörten damals – neben den Mitgliedern der Steinberg-Gruppe auch die Gemeinden Aham, Gerzen, Frauenbiburg und Marklkofen an.

Heute gehören zum Zweckverband WMV acht Gemeinden – Aham, Dingolfing, Frontenhausen, Gerzen, Gottfrieding, Mamming, Marklkofen und Reisbach – jeweils mit dem gesamten Gemeindegebiet oder mit Teilgebieten. Im heutigen Versorgungsgebiet werden insgesamt rund 18.000 Einwohner von der WMV mit Trinkwasser versorgt. Das Leitungsnetz besteht unter anderem aus 355 km Versorgungsleitungen und 140 km Hausanschlussleitungen, 1.735 Absperrarmaturen sowie 5.900 Grundstücksanschlüssen. Zudem gehören auch rund 1.300 Hydranten für die Brandschutzvorsorge zu den Aufgaben des Zweckverbands.

Die Qualität des Trinkwassers steht im Mittelpunkt

Nachdem Markus Schmitz die einzelnen Anlagen samt Technik, zu denen auch vier Brunnen bei Aham und zwei Brunnen bei Daibersdorf gehören, vorgestellt hatte, ging es um das Thema Qualität des Trinkwassers und hier besonders um die seit einigen Jahren wieder steigenden Nitratbelastungen. Ein Thema, dass bundesweit akut ist und daher auch immer häufiger in den Medien diskutiert wird. Weitere Umweltbelastungen, die die hohe Qualität und gesetzlichen Vorgaben des Trinkwassers gefährden können, sind Herbizidrückstände – wie beispielsweise vom mittlerweile verbotenen Atrazin – oder Medikamentenrückstände. Im Versorgungsgebiet des WMV wurde mittlerweile einer der vier Ahamer Brunnen stillgelegt, da dort die Nitratwerte stetig anstiegen. Als Ersatzmaßnahme wurde mit Versuchsbrunnenbohrungen im Waldgebiet bei Holzen begonnen.

Dort scheint nun – so die bisherigen Ergebnisse – in 95 Meter Tiefe, ein neues, unbelasteteres Grundwasserreservoir gefunden zu sein. Zu den Hauptaufgaben einer Wasserversorgung – neben Qualitätsüberwachung und vorsorgenden Wasserschutzmaßnahmen – gehören auch Wartung, Instandhaltung sowie Sanierung und Erneuerung der technischen Anlagen. Viele davon sind mittlerweile zwischen 30 und 40 Jahre alt und müssen turnusmäßig ausgewechselt beziehungsweise auf den neuesten technischen Stand gebracht werden. Daneben stehen ein nachhaltiges Ressourcenmanagement sowie eine verbesserte Energieeffizienz im Fokus – immer mit der Ausrichtung auf einen verantwortungsvollen Umgang mit den Gebühren der Bürger.

Gemeinsam Lösungen verfolgen

In der anschließenden regen Diskussion waren sich die Verantwortlichen von der Wasserversorgung Mittlere Vils einig – ihr Appell an die Bürger lautete: „Wir brauchen eine Lobby für das Wasser“, damit die bisherige Qualität auch in Zukunft erhalten bleibt und die Preise nicht unnötig steigen müssen. Denn wenn die Qualität des Grundwassers sinkt, dann bleibt beispielsweise eine Investition in teure Aufbereitungsanlagen nicht aus. Von Seiten der Wasserversorger, so die Verantwortlichen, wird es aus diesem Grund in Zukunft eine immer engere Zusammenarbeit geben – um mehr Einfluss in Politik und Gesellschaft zu bekommen, mit dem Ziel, die Wasserqualität zu sichern. Wobei es hier nicht um das Ausfindigmachen von Schuldigen geht, sondern darum, gemeinsam mit allen Beteiligten eine vernünftige Lösungen zu finden.

 

 

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