Qualität des Trinkwassers für die Zukunft sichern

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Interessierte Bürger besuchen die Wasserversorgung in Aham

Am 15. März hatten der Frauenbund Marklkofen, die Frauenliste Marklkofen sowie die Katholische Erwachsenenbildung zur Info-Veranstaltung beim Zweckverband Wasserversorgung Mittlere Vils (WMV) in Aham eingeladen. Die WMV hatte an diesem Tag – anlässlich des Weltwassertags am 22. März – die Türen für mehrere Besuchergruppen geöffnet.

Für die rund zwei Dutzend Besucherinnen und Besucher begann der Info-Nachmittag bei Kaffee und Kuchen. Organisiert hatte den Ausflug Magda Geltinger zusammen mit Johanna Preu. Peter Eisgruber-Rauscher, Vorsitzender des Zweckverbands WMV und erster Bürgermeister von Marklkofen, begrüßte die anwesenden Gäste und freute sich über das rege Interesse am Thema Wasser. Er wies darauf hin, wie erfolgreich der kommunale Zweckverband, der im nächsten Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert, bisher gearbeitet hat und betonte den Vorteil von Körperschaften des öffentlichen Rechts: „Kommunale Wasserversorger sind dem Gemeinwohl verpflichtet und nicht dem Profitgedanken privater Aktionäre, wie das häufig in vielen europäischen Nachbarländern der Fall ist – was sich nicht zuletzt positiv auf die Kosten auswirkt.“.

Trinkwasser-Qualität und -Preis halten jedem Vergleich stand

Ein Liter sauberes, qualitativ hochwertiges Trinkwasser, streng kontrolliert und überwacht, kostet umgerechnet ganze 0,00103 EUR: „Was dagegen im Vergleich ein Liter Mineralwasser im Supermarkt kostet, das weiß jeder selbst.“ Da Wasserversorger von Gesetzes wegen gehalten sind, die Trinkwasserversorgung jederzeit und in ausreichender Menge sicherzustellen, ist ein eine vorrangige Aufgabe die Instandhaltung und auch Modernisierung der Anlagen. Dabei finanzieren sich die Unternehmen ausschließlich selbst über die erhobenen Gebühren. Anschließend stellte Werkleiter Markus Schmitz zuerst sich und dann das Unternehmen in Zahlen und Fakten vor.

Der studierte Diplom-Ingenieur mit den Schwerpunkten Getränketechnologie und Lebensmitteltechnik hat über zehn Jahre internationale Erfahrung bei der Krones AG gesammelt, bevor er 2014 zur WMV wechselte. Er ist in Steinberg aufgewachsen und wohnt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern heute in Wallersdorf.

Zu den Mitgliedern des Zweckverbands WMV gehören – teilweise oder gesamt – die Gemeinden Aham, Dingolfing, Frontenhausen, Gerzen, Gottfrieding, Mamming, Marklkofen sowie Reisbach. Versorgt werden rund 18.000 Haushalte im Verbandsgebiet. Darüber hinaus besteht mit den Zweckverbänden Wasserversorgung Oberes Kollbachtal (WOK) und Wasserversorgung Rottal (ZWR) eine enge Partnerschaft. Markus Schmitz ist Werkleiter aller drei Unternehmen, deren Verwaltung zentral von Aham aus gesteuert wird.

Aus Gründen der Versorgungssicherheit besteht zudem eine gegenseitige Notversorgung mit dem Zweckverband WOK und ebenso mit der Stadt Dingolfing. Mit den Stadtwerken Dingolfing hat die WMV in Daibersdorf darüber hinaus eine gemeinsame kommunal geführte GmbH gegründet.

Dialog mit der Landwirtschaft zur Vermeidung von Überdüngung

Das besondere Interesse der Besucher aus Marklkofen galt den Themen der Wasserqualität und der Gefährdung des Grundwassers durch externe Einträge. Neueste Karten des Wasserwirtschaftamts zeigen, dass auch in Niederbayern viele Regionen mit hohen Nitratbelastungen und Pflanzenschutzmittelrückstände im Grundwasser zu kämpfen haben. Um die Nitratbelastungen, die von zuviel Stickstoff im Boden herrühren, zu reduzieren, sind die Wasserversorger in ständigem Dialog mit der Landwirtschaft, um neue Wege der Gülleverwertung zu finden.

Peter Eisgruber-Rauscher: „Unsere Nachbarn in Holland verklappen die Gülle beispielsweise im Meer oder legen Gülleseen an. Wir versuchen hier andere Lösungswege zu finden. So wird überlegt, dass überschüssige Gülle über sogenannte Güllebörsen an Regionen mit wenig Vieh abgegeben werden kann, wie beispielsweise Straubing oder Plattling.“ Allerdings wird es ohne politische Regelung auf Dauer keine nachhaltige Lösung geben, so Markus Schmitz. Besonders für reine Mastbetriebe oder Biogasanlagen im großen Stil, die keinen eigenen Grund und Boden haben, braucht es klare gesetzliche Regelungen.

Pflanzenschutzmittel – Altlasten aus der Vergangenheit

Was die Belastung des Grundwassers durch Pflanzenschutzmittel (PSM) angeht – hier sind besonders Atrazin und Desethylatrazin sowie ganz aktuell Glyphosat in der öffentlichen Krtitik. Bei Atrazin handelt es sich um Spätfolgen, da dieses PSM bereits Anfang der 1990er verboten wurde, aber in den Jahrzehnten zuvor leider in großen Mengen eingesetzt wurde.

Bei Glyphosat, ein Herbizid aus dem Hause Monsanto, das seit den frühen 1970er Jahre in Europa auf dem Markt ist, geht es darum, dass es unter dem Verdacht steht, Krebs auszulösen. Verbraucher wehren sich daher in Petitionen in großer Zahl gegen die weitere EU-Zulassung. Die endgültige Abstimmung über die Wiederzulassung, die derzeit turnusmäßig in Brüssel ansteht, steht derzeit allerdings noch aus. Auch in Aham musste bereits ein Brunnen aufgrund zu hoher Belastung des Grundwassers durch Pflanzenschutzmittel stillgelegt werden. Mit der Bohrung eines neuen Ersatz-Brunnens wurde gerade in Holzen begonnen, nachdem die Versuchsbohrungen vergangenes Jahr durchweg positive Ergebnisse gebracht haben.

Weitere Gefahren für die künftige Qualität unseres Trinkwassers sind zunehmende Arzneimittelrückstände im Grundwasser, aber auch die Folgen des Klimawandels.

Investitionen in die Zukunft

Markus Schmitz: „Unsere Aufgabe ist hier, die gesetzlich vorgegebenen Qualitäts- und Hygienestandards zu erfüllen und zwar nach „den anerkannten Regeln der Technik“.

Das heißt, die Modernisierung der in die Jahre gekommenen Infrastruktur, Rohrnetze sowie Behälter und Pumpen gehört in den nächsten Jahren zu den vorrangigen Investitionen im Sinne des Gemeinwohls.“

Bereits kalkulatorisch erfasst, das heißt in die erhobenen Gebühren eingerechnet, wurde die Sanierung des WMV-Hochbehälters in Birnthal (bisher aus Beton, künftig in wartungsfreiem Edelstahl), die Neuerschließung des Brunnen in Holzen sowie laufende Instandhaltungen von Leitungsnetz und Anschlüssen.

Kalkulatorisch bisher noch nicht erfasst wurden dagegen die energetische Modernisierung des Maschinenhauses in Aham, die Sanierung des Hochbehälters in Wimm sowie die abschnittsweise Kompletterneuerungen von Rohren.

Werkführung – ein Blick hinter die Kulissen

Zum Abschluss der Informationsveranstaltung gab es für die interessierten Besucher eine ausführliche Werkführung durch das Maschinenhaus in Aham.

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