Bürger und WMV diskutierten ausgiebig beim 2. Info-Abend
Bei der zweiten Info-Veranstaltung des Zweckverbands Wasserversorgung Mittlere Vils (WMV) – am vergangenen Mittwoch, im Gasthaus Baumgartner in Steinberg-Warth – nahmen noch mehr Bürger die Möglichkeit zur Diskussion wahr, als in der vorangegangenen Veranstaltung in Aham.
Zu den Gästen zählten unter anderem Marklkofens erster Bürgermeister Peter Eisgruber-Rauscher, der auch den Vorsitz des Zweckverbands inne hat sowie sein Reisbacher Kollege Rolf Holzleitner und Marklkofens Altbürgermeister Friedl Gangkofner. Des Weiteren die Gemeinderäte Magda Geltinger, Michael Lerbinger und Walter Tietze sowie Kreisbrandmeister Karl Glück. Nach der Vorstellung der Wasserversorgung Mittlere Vils – Mitglieder sind Aham, Dingolfing, Frontenhausen, Gerzen, Gottfrieding, Mamming, Marklkofen und Reisbach – kam schnell eine rege Diskussion in Gang, was ganz im Sinne des Zweckverbands und seiner Mitglieder war: „Es gibt nichts zu verstecken. Es ist die Wasserversorgung der Bürger und unser Wasser ist ein sehr wertvolles Gut, auf das wir alle aufpassen müssen.“ Engagierte und gut informierte Bürger seien dabei die beste Unterstützung, wenn es darum geht, etwas in den Köpfen – besonders auch der Politiker – zu bewegen.
Wichtigste Aufgabe: Qualitätssicherung des Trinkwassers
Das wichtigste Thema an diesem Abend war die gegenwärtige und künftige Qualitätssicherung des Trinkwassers. Kein Wunder, denn Berichte über bundesweit wachsende Schadstoffeinträge – sei es Nitrat, Pflanzenschutzmittel oder Arzneimittelrückstände sind in den Medien allgegenwärtig. Von besonderem Interesse waren dabei die Maßnahmen, die die WMV hier zur Qualitätssicherung unternimmt. Bei den beiden Daibersdorfer Brunnen, so Werkleiter Markus Schmitz, gebe es keinerlei Probleme. Das Wasser sei so gut, dass es überhaupt nicht aufbereitet werden muss. Hier sei man schon seit vielen Jahren mit den Landwirten in sehr konstruktiven Beziehungen. Hier wird weder übermäßig Gülle ausgebracht noch Pflanzenschutzmittel eingesetzt: „Die Flächen direkt rund um die Brunnen sind völlig unbelastet, was regelmäßige Bodenproben immer wieder bestätigen – sie sind schon seit über 20 Jahren an Schäfer verpachtet.“
Dagegen wurden bei einem der vier Brunnen in Aham steigende Werte von Atrazin und dessen Abbauprodukt Desethylatrazin entdeckt – ein Pflanzenschutzmittel, das bereits seit 1991 verboten ist, aber über 30 Jahre lang aufgrund von falschen Herstellerversprechungen flächendeckend auf Feldern und in Gärten eingesetzt wurde. Markus Schmitz: „Hier haben wir es mit unkalkulierbaren Altlasten zu tun. Wasser hat ein sehr langes Gedächtnis – es dauert manchmal Jahre, bis bestimmte Stoffe die Grundwasserschichten erreichen.“
Doch auch die Nitratbelastungen waren bei diesem Brunnen gestiegen, da der Brunnen sein Wasser hauptsächlich aus einer oberflächennäheren Schicht zog, während die drei anderen nahe gelegenen Brunnen sich ihr Wasser aus tieferen Schichten holten. Da die Wassermenge im Fördergebiet reichhaltig ist, habe man diesen Brunnen daher vorsorglich stillgelegt und in einem nahen Waldgebiet bei Holzen mit den Versuchsbohrungen für einen neuen Brunnen begonnen.
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Versuchsbrunnen in Holzen – Bohrungen bisher äußerst erfolgreich
Wie es bisher scheint mit Erfolg – sowohl was die Qualität als auch die Quantität des Wassers angeht. Das Waldgebiet sei zudem ein echter Standortvorteil, da es die unmittelbare Brunnenumgebung hervorragend schütze. Mit den Landwirten im weiteren Einzugsgebiet sei man darüber hinaus in konstruktiven Gesprächen. „Auch hier setzen wir auf proaktive Maßnahmen durch Dialog und Kooperation mit den Landwirten, damit es gar nicht erst zu Schadstoffeinträgen kommt. Uns liegt dabei viel daran, gemeinsam mit den Landwirten nach Lösungen zu suchen.“ Dies sei die beste Möglichkeit, ohne zusätzliche Aufbereitung – wie beispielsweise eine Aktivkohlefilteranlage – auszukommen, die den Wasserpreis extrem erhöhen würde.
Eine lösungsorientierte Strategie, die ganz im Sinne des Publikums war. Auch hier herrschte die Meinung vor, dass es nichts bringt, wenn man sich gegenseitig nur Beschuldigungen an den Kopf wirft. Hilfreich bei diesem Lösungsweg ist sicherlich auch, dass der erste Vorsitzende des Zweckverbands, Peter Eisgruber-Rauscher, selbst Landwirt im Nebenerwerb ist und die jeweiligen Bedürfnisse kennt und gut versteht.
Was den insgesamt günstigen Wasserpreis – im Vergleich zu anderen Getränken – angeht, so Peter Eisgruber-Rauscher, sei die Wasserversorgung in kommunaler Hand, die beste Versicherung gegen exorbitant steigende Wasserpreise: „Jeder Cent, den die Bürger an Gebühren zahlen, fließt bei uns in die Wasserversorgung zurück – in Sanierung, Instandhaltung und Modernisierung der Anlagen sowie die technische Ausrüstung, denn unser kommunaler Zweckverband ist gemeinwohl- und nicht profitorientiert.“ Dass die Bürger wissen, was sie an ihrer kommunale Wasserversorgung haben, wurde an diesem Abend ebenfalls mehrfach deutlich, zum Beispiel in dem Publikums-Statement: „Ich möchte hier ausdrücklich einmal Danke sagen an alle Verantwortlichen, für das gute Wasser, das wir seit Jahren genießen dürfen.“